Galaxien wie unsere Milchstraße wurden lange Zeit als „ruhige“ Sterneninseln im Universum interpretiert. Moderner Teleskope und Detektoren im gesamten Spektralbereich von Röntgen- bis Radiostrahlung haben dieses Bild mit Details der Zusammensetzung der Galaxien an Sternen und Gas deutlich erweitert, und grundsätzlich anderes Bild ihrer Entwicklung entstehen lassen.
Unter Galaxien gibt es Zwerge und Riesen, sie wechselwirken miteinander bis hin zum Kannibalismus. Dies führt z.B. in einigen zu einer unerwartet extrem hohen Sternentstehungsrate. Das Leben einer Galaxis ist meist hoch dynamisch und turbulent.
Dies wird verursacht durch die Expansion des Universums in Raum und Zeit sowie der Gravitation, die die Galaxien in ständiger Bewegung hält, zu Haufenbildungen und Galaxie-Zusammenstößen führt. Dadurch entwickeln sie sich hochdynamisch und werden durch ihre Umgebung essenziell beeinflusst. Es werden kleine Satellitengalaxien von den großen „geschluckt“, und ständiger Gaseinfall „füttert“ die Galaxien, lässt sie wachsen und fördert die Entstehung neuer Sterne.
Wir beobachten diese Prozesse nicht nur bei unserer Milchstraße und heute im nahen Universum, sondern durch die Zeitverschiebung im „Rückblick“ auf entfernte Galaxien auch in der Vergangenheit bis zurück ins ganz frühe Universum. Jüngste Beobachtungen mit dem neuen James-Webb-Weltraumteleskop, zeigen uns sogar, dass Galaxien früher entstehen als bisher angenommen und sich seitdem schneller und turbulent entwickeln. Die bisher unbekannte, nur gravitativ wirkende „Dunkle Materie“ sorgt allerdings in kleinen Galaxien für viele ungelöste Probleme.
In diesem Vortrag werden wir uns die verschiedenen Prozesse genauer ansehen, die das mehr oder weniger turbulente „Leben“ einer Galaxie bestimmen.
Prof. Dr. Gerhard Hensler, der viele Jahre mit seiner Familie in Rosenheim lebte, ist emeritierter Professor für Astrophysik an der Universität Wien. Er promovierte über Akkretionsscheiben in Doppelsternsystemen in Göttingen, habilitierte in München über das Interstellare Medium und widmete zunehmend der Galaxienentwicklung. Über Kiel führte sein Weg 2003 an die Universität Wien für die Professur für theoretische Astrophysik.
Er war Motor für den Beitritt Österreichs zur Europäischen Südsternwarte ESO, war Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft gewählt, Mitglied des Fachbeirats des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung und der Kommission des deutschen Wissenschaftsrats für eine nationale Infrastruktur Roadmap berufen. Seit 2015 ist Prof. Hensler im sog. „Ruhestand“, der ihn aber nicht hindert, weiterhin Vorlesungen zu halten, Studenten zu betreuen, und Forschungsergebnisse mit internationalen KollegInnen zur Galaxienentwicklung und zum Interstellaren Medium zu publizieren. 2018 organisierte er in Wien die mit über 3000 TeilnehmerInnen größte Fachkonferenz der Internationalen Astronomischen Union IAU.
Wir können uns auf ein galaktisches Feuerwerk mit Prof. Dr. Gerhard Hensler freuen
Zeit: Mittwoch 06. November 2024, 18:30 Uhr
Ort: Raum B0.23 (Hauptfoyer und dann rechts hinten), Campus Rosenheim der TH Rosenheim, Hochschulstr. 1, 83024 Rosenheim